Mit Disziplin zum Gewichtsverlust

Wenn ich jetzt, knapp ein Jahr nach Beginn meiner selbst auferlegten und vor allem eigenständig ausgetüftelten Diät zurückdenke, weiß ich eigentlich gar nicht mehr was letztendlich der ausschlaggebende Punkt war, der mich dazu bewogen hat, mein mich belastendes Problem endlich anzugehen und in den Griff bekommen zu wollen. Höchstwahrscheinlich waren es mehrere Umstände die maßgeblich und etwa zeitgleich aufgetreten sind. Zum Beispiel die EUR 120,- T-Shirt Bestellung, wobei mir T-Shirts in der Größe XXL noch zu klein waren. Das arme Geld hatte mich sehr gewurmt. Aber auch die Rutsche im Freibad oder den Tretroller, beide versehen mit dem unübersehbaren und schmachvollen Aufkleber "Nur für Personen mit max. 100kg Körpergewicht" wollte ich endlich nutzen können. Oder Zeitgenossen die ständig am Essen waren, wobei ich mich selbst in ihnen wiedergesehen habe, und richtig schockiert war. Mit Sicherheit war eines Morgens mein heimlicher Gang zur firmeneigenen Waage, bei dem ich mich alleine und unbemerkt wähnte, ausschlaggebend. Allerdings wurde ich von einem Kollegen ertappt, der mich auch gleich aufforderte vor ihm auf die Waage zu steigen und mit ihm diesen mir zunächst höchst peinlichen Gang tagtäglich zu wiederholen. Das war ein entscheidender Punkt. Von nun an musste ich etwas machen, jetzt gab es für mich kein Zurück mehr. Ich wollte... nein ich konnte mir keine Blöße geben und eine noch am selben Tag erstellte Excel-Tabelle mit der dazugehörenden gnadenlosen Grafik tat ihr Übriges.

Die Ablenkung durch den Job war überhaupt sehr wichtig. Ich hatte nur wenig Zeit zum Essen, vor allem die sonst sehr häufiger vorkommenden Zwischenmahlzeiten, die meistens aus mehreren (bis zu vier Stück täglich...) Schokoriegeln bestanden, konnte ich in den Griff bekommen, in dem ich bereits beim ersten Hungergefühl alternativ zu den Schokoriegeln ein Stück Kaugummi kaute und somit das soeben aufflammende Hungergefühl unterdrücken konnte. Wie verzweifelt ich hinsichtlich meines Übergewichts war, zeigt meine über längere Zeit ernsthaft erwägte Überlegung wieder Vegetarier zu werden. Bis zu meinem zehnten Lebensjahr aß ich kaum Fleisch und so weit ich mich an diese Zeit zurückerinnern kann, hatte ich damals, im Vergleich zu meinen gleichaltrigen Klassenkameraden, keine übermäßigen Probleme mit meinem Körpergewicht. Vegetarier wurde ich schlussendlich keiner und auch einer Selbsthilfegruppe wollte ich nicht beitreten um mein Herz im Beisein anderer Leidensgenossen auszuschütten. Ich wollte nur eines - ABNEHMEN – nachdem ich 14 Jahre über 100 Kilo gewogen hatte und einen für mich höchst peinlichen Bauchumfang von 124cm hatte, war es an der Zeit etwas zu tun und zwar nicht irgendwann sondern genau JETZT und HEUTE!

Es war der 7. April 2008, der Tag an dem sich alles ändern sollte. Mir war klar, der Schalter, den ich dazu umlegen musste, war im Kopf! Sehr gut versteckt und äußerst klein wollte der Schalter schon seit längerer Zeit gefunden werden und als ich ihn endlich entdeckte, war es eine Kleinigkeit ihn umzulegen und es endlich anzugehen. Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Nachdem ich fast täglich die gleiche Kleinigkeit, Obst zum Frühstück und ein Roggenbrötchen mit einem fast nicht existierenden kleinen, aber panierten Putenschnitzel zu Mittag, zu mir nahm, war nach einigen Wochen mein erstes Ziel erreicht. Am 11. Juni 2008 war die Marke von 100kg gefallen! Sofort wurde mir klar, dass ich, um nicht sofort wieder über 100kg zu wiegen, dieses Marke um etwa 5 kg unterschreiten musste, sonst würde ich gleich wieder über 100kg wiegen und alles wäre umsonst gewesen. Also machte ich weiter. In großen Schritten ging es weiter... unter 90kg am 9. August 2008 und unter 80kg am 29. Dezember 2008. Zwischenzeitlich verschärfte ein sehr erfreulicher, aber für meine Abnehmambitionen höchst erschwerender Umstand meine Situation – meine Frau war schwanger und hatte, wie fast jede andere schwangere Frau auch, einen enormen Appetit. Nun musste ich einen neuen Weg finden weiter abzunehmen. Und ich schaffte auch diese Hürde. Schlussendlich habe ich es geschafft. Im April 2009, exakt 12 Monate später war ich um 40kg leichter und hatte statt 114kg nur noch 74kg Körpergewicht. 

Stefan Schmidt