25 Jahre Smart - Wir gratulieren!


Vor genau 25 Jahren änderte sich unser Straßenbild. Mercedes hatte mit der Gründung der Marke Smart und der Präsentation des Smart Fortwo ein Auto präsentiert das polarisiert. Entweder man hasst oder liebt den kleinen Stadtflitzer, der nicht nur ein Antwortbringer auf Mobilitätsfragen, sondern viel mehr als nur ein praktisches Fortbewegungsmittel ist - eine urbane Ikone die viele Nachahmer auf den Plan rief.

 

 



Um eines gleich vorwegzunehmen, es war eine mutige Entscheidung als man bei Mercedes Anfang der 90er Jahre die Idee des Unternehmers und Gründers der Uhrenmarke Swatch, Nicolas Hayek, aufgegriffen hatte. Zuvor war dieser bei Volkswagen abgewiesen worden. Der neue VW-Vorstandsvorsitzende Ferdinand Piech sah kein Potenzial im “Elefantenrollschuh“, wie er ihn nannte.

 

Jedoch erkannte man in Stuttgart-Untertürkheim die immer schneller werdende Dynamik der Automobilbranche und die durch verschiedene Faktoren erhöhte Komplexität. Sich nur noch auf den Markt der Fahrzeuge der Luxusklasse zu beschränken wäre riskant gewesen. Also suchte man neue Möglichkeiten die Wertschöpfung zu erhöhen und vor allem, neue Marktsegmente zu erobern.

 

 

Die Strategen von Mercedes wussten schon damals, dass alles seinen Preis hat aber niemand anfangs den Wert einer Sache kennt. So wurde der kleine Zweisitzer mit den aus der Oberklasse bekannten Helferlein und Assistenten versehen, was auch den relativ hohen Preis des kleinen Smart rechtfertigte. 

 

“Reduziert auf das Maximum dessen was man braucht..“

 

Das war einer der Grundgedanken - dem meist tief mit der Marke verwurzelten Mercedes-Kunden soll es ausstattungsmäßig an nichts fehlen, wenn er sich einen Smart als Zweitauto zulegt. Aber auch Kunden, die bis dahin keinen Bezug zur Marke Mercedes hatten, wollte man damit ansprechen.

 

Und wie immer im Geschäftsleben, war die Wahl des richtigen Zeitpunkts entscheidend über Erfolg oder Misserfolg. Die Zeit war reif für den kleinen Stadt-Flitzer. Gleichzeitig gründete man eine neue Fahrzeugklasse, die des Kleinstwagens. Man sah den Tatsachen ins Auge, man jagte keinen Träumen und Mythen hinterher, sondern sah die Zeit gekommen den Namen Mercedes mit etwas völlig neuem in Verbindung zu bringen - dem SMART.

Der Name Smart stammt aus der Kombination der Namen Swatch Mercedes und ART (Kunst)

 

Erst 1997 wurde das Stadtautomobil der Zukunft zur Realität und serienreif. Auf der IAA in Frankfurt wurde der kleine Flitzer der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt und zeitgleich die Marke Smart als Mercedes-Benz zugehörig präsentiert. Der in der ersten Generation nur 2,5m lange Smart Fortwo polarisierte von Anfang an. Er ist nach wie vor mehr als nur praktisches Fortbewegungsmittel. Nicht erst jetzt, nach 25 Jahren kann man auch von einem Kultauto, vergleichbar dem Citroen 2CV, dem Mini oder dem VW Käfer sprechen. Der Smart Fortwo ist mehr als das, er verkörpert eine urbane Ikone, die in den Folgejahren viele Nachahmer auf den Plan rufen wird.

 

 

Schon während der Planungsphase wurde der Smart zum Politikum. So intervenierte der damalige französische Präsident Jacques Chirac bei Helmut Kohl, den Smart in Hambach, in Lothringen nahe der deutsch-französischen Grenze zu bauen. Der durch den Wegfall des Bergbaus strukturschwachen Region wurde so unter die Arme gegriffen. Es waren jedoch keine ehemaligen Bergarbeiter, die an den Montagebändern standen, sondern hochqualifizierte Mercedes Facharbeiter.

Nicht erst bei der Herstellung und Produktion der Smart Fahrzeuge ist man neue Wege gegangen, sondern bereits bei der Planung der neuen Fertigungshallen in Hambach. Mit dem Ziel alles im Sinne der Effizienz zu erledigen, wurde eine der modernsten Automobil- Fertigungsstraßen Europas errichtet.

 

 

Die Vorlage der Tridion Sicherheitszelle war der Motorradrahmen.

 

Bei der Produktion des kleinen Smart wurden ebenfalls neue, noch nie da gewesene Wege beschritten. So erfand man die vollständig aus Aluminium bestehende Tridion-Sicherheitszelle. Diese wurde durch eine kathodische Tauchlackierung gut konserviert und wurde vor Ort in Hambach durch den Zulieferer Magna erzeugt. Die Vorlage der Tridion Sicherheitszelle war der Motorradrahmen.

 

Nur sollten statt dem Motor die Fahrzeuginsassen in einer in sich gekapselten vollständig geschützten Zelle untergebracht werden. Ähnlich wie beim Motorrad wurde die Antriebseinheit einer Motorrad-Schwinge gleich an die Tridion-Sicherheitszelle angebaut.

Erste NCAP Sicherheitstests ergaben eine enorme Steifigkeit und Robustheit der Tridion-Sicherheitszelle. Bei den ersten Crashtests mit 50kmh wies die Frontscheibe keinen Kratzer auf.

 

Der innovative Stadtflitzer kam nahezu ohne Kinderkrankheiten, ausgereift auf den Markt. Jeder Smart-Kunde bekam das Gefühl vermittelt in einem aktiv- und passiv sicherem Fahrzeug unterwegs zu sein.

 

In den 2000er Jahren war der Smart am Markt angekommen, er hat unser Straßenbild und auch unsere Denkweise verändert. Vor allem in italienischen Städten findet man ihn oft in den kleinen Gässchen und angeblich hat der Erfolg des Smart Fortwo am italienischen Markt, die Verantwortlichen von Fiat zu einer Neuauflage des Fiat 500 inspiriert. Selbst der Automobil-Riese Toyota ließ sich durch den Smart inspirieren und präsentierte Jahre später den Toyota IQ.

 

 

Als Motorvarianten gab es den Smart Fortwo als Benziner und Diesel mit einer Leistung von 45 bis hin zu 125 PS in der Brabus Variante, oder auch ab 2009 als Elektro Antrieb.

 

Der Smart hatte bald seine Fan-Gemeinde in den USA

 

2007 kam mit dem 451er und einem peppigen Facelift, die Generation 2 auf den Markt, für viele der beste Smart, der dann 2014 durch die Generation 3 abgelöst wurde. Alle drei Generationen wurden auch als Cabrio ausgeliefert. Weitere Modelle der Marke Smart waren der Smart Forfour der Crossblade und der Roadster. Keines dieser Modelle war jedoch so erfolgreich wie der Smart Fortwo.

 

Auch in den USA hatte der kleine Smart Fortwo seine Fans, wo er Anfangs als Mercedes City Car verkauft wurde. Beflügelt durch eine Promotiontour der Motorsportlegende Roger Penske, überzeugte der Smart durch seine Robustheit und Zuverlässigkeit und die umfangreichen Ausstattungsmöglichkeiten. Der Smart hatte bald seine Fan-Gemeinde in den USA. Sogar in den Hollywood Hills ließen sich Stars wie Mel Gibson, Justin Bieber oder Britney Spears mit ihrem Smart Fortwo fotografieren.

In der Geschichte des Automobils hinterlässt der Smart Fortwo einen durchwegs positiven Eindruck. Klassenlos wie einst der Käfer hat er einen fixen Platz auf unseren Straßen gefunden und Dank der robusten Bauweise sind noch immer viele Exemplare, die 20 Jahre oder älter sind, auf unseren Straßen unterwegs.

 

Mit dem Joint Venture zwischen Mercedes und Geely endet die Ära des Smart Fortwo. Ende 2024 wird mit knapp zwei Millionen gebauten Zweisitzern die Produktion eingestellt - der ausschließlich in der Elektroversion ausgeliefert wird.

 

Übrig bleiben eine treue Fangemeinde, großartig organisierte Clubtreffen und Fernfahrten die Dank der ausgetüftelten Fahrgeräusch-Maskierung und vielen weiteren kleinen Helferlein einen annehmbaren Fahrkomfort garantieren.

 

Der neue Smart #1 wird ausschließlich in China gefertigt, dies war nach der Übernahme von 50% durch den Konzern Geely nicht vermeidbar. Die ehemaligen Smart Fertigungshallen in Hambach wurden vom britischen Chemiekonzern INEOS übernommen, der dort Offroader baut.

 

So innovativ der Grundgedanke des Smart Fortwo anfangs war, wird es für die Marke Smart nun Zeit sich neu zu erfinden. Man kann schon gespannt sein, wo sich die Marke künftig positionieren wird.

 

 

Stefan Schmidt

 

(Fotos Janik Nairz)