Die Formel 1 Saison 1969


Jackie Stewart im MATRA Ford
Jackie Stewart im MATRA Ford

Das Jahr 1969 war noch jung, als am 3. Jänner 1969 ein Rennfahrer geboren wurde, der zwar mit dem Verlauf der Saison 1969 nichts zu tun hatte, später jedoch einer der erfolgreichsten Rennfahrer werden sollte, Michael Schumacher. Schumachers Vater Rolf hatte Jahre zuvor gemeinsam mit Wolfgang Graf Berghe von Trips die erste Kartbahn in Deutschland gegründet. Außerdem fuhr ein gewisser Andreas Nikolaus Freiherr von Lauda, kurz Niki Lauda sein erstes Autorennen in einem Mini Cooper S, das er prompt gewann.

Was geschah 1969 sonst noch.... Ach ja! Die Amis waren erstmals am Mond, Willy Brandt wurde deutscher Bundeskanzler, Heintje hatte mit Heidschi Bumbeidschi einen Nummer 1 Hit in Deutschland und Borussia Mönchengladbach wurde deutscher Meister. Vierzig Jahre ist es nun her, eine lange Zeit. Die einstigen Formel 1 Fahrer, sofern sie überhaupt noch leben sind inzwischen ergraut, die alten Team-Bosse inzwischen teilweise verstorben. Der Mechaniker im Brabham Team, Ron Dennis hatte sich zwischenzeitlich zum Boss von McLaren hochgearbeitet und der kleine Manager von Jochen Rindt aus Ipswich in England Bernie Ecclestone ist großer Chef der Formel 1 geworden.

Die Saison 1969 begann am 1. März in Südafrika mit einem Sieg von Jackie Stewart, der in diesem Jahr auch Weltmeister werden sollte. Stewart fuhr einen MATRA MS10 (später MS80) mit dem Ford V8 DFV Cosworth Motor, sein Teamkollege Beltoise den MS10 (später MS11) mit dem V12 MATRA Motor. Beide Wagen wurden vom Team Tyrrell betreut und gemeldet, dessen Hauptsponsor 1969 der neu gegründete staatliche Mineralölkonzern elf war. Hauptgegner von Jackie Stewart waren Jacky Ickx auf Brabham, Jochen Rindt auf Lotus und Bruce McLaren auf McLaren. Falls man überhaupt von Hauptgegenern sprechen kann, denn Stewart konnte zu Saisonende fast doppelt soviele Punke (!) vorweisen wie sein nächster Gegner Jacky Ickx. So führte Stewart in allen 11 Saisonrennen, konnte aber nur 6 Rennen für sich entscheiden. Jochen Rindt lag bei 6 Rennen in Führung, gewann auf Grund unglücklicher Umstände nur eines.

Eines der spannendsten Rennen war dabei Silverstone, als Stewart und Rindt rundenlang Seite an Seite kämpften. Rindt musste einige Runden vor Schluss nachtanken, später sogar nochmals an die Box um den Heckflügel befestigen zu lassen.

Apropos Heckflügel... Beim Großen Preis von Spanien, der auf der Stadtpiste von Barcelona im Montjuich Park ausgetragen wurde, arteten die Anstrengungen der einzelnen Teams betreffend Heckflügel dermaßen aus, dass es zu zwei schweren Unfällen der beiden Lotusfahrer Hill und Rindt kam. Bereits während des Training ließ ein findiger Konstrukteur aus Mangel an Blechen, die Seitenwand des Team Transporters herausschneiden, um daraus einen Heckflügel zu basteln. Später wurden die Flügel gestutzt und auf ein erträgliches Maß reduziert.

Beim Großen Preis von Italien in Monza blieb es bis zur letzten Runde spannend. Stewart sah schon wie der sichere Sieger aus, als sein Teamkollege Beltoise einen enormen Siegeswillen (Zitat Jochen Rindt) bewies, indem er sich in einer haarsträubenden Aktion zwischen Stewart und Rindt zwängte, was sowohl Stewart, als auch Rindt, der noch immer glaubte, dass er sich in der vorletzten Runde befinden würde, in Probleme brachte. Stewart gewann um wenige Zentimeter vor Rindt, Beltoise und Mclaren.

Weitere Highlights der Saison 1969 waren: ein sechster Platz von Johnny Servoz-Gavin in Mosport, ein zweiter Platz von Piers Courage beim GP USA im Brabham von Frank Williams‘, Chris Amon verließ das Ferrari Team, Graham Hill gewann ein weiteres Mal in Monaco, einige Teams experimentierten erfolglos mit 4-Rad Antrieb und Jacky Ickx gewann blutjung, 21-jährig den Großen Preis von Deutschland am Nürburgring.

Für viele war 1969 vor allem die erste Grand Prix Saison ohne den großartigen Jimmy Clark, der 1968 in Hockenheim gestorben war.

 

Stefan Schmidt